Der Kreislauf des Geldes
Es ist ein trüber Tag in einem griechischen Dorf. Es regnet und alle Straßen sind wie leergefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und alle leben auf Pump.
An diesem Tag fährt ein reicher deutscher Tourist durch das griechische Dorf und hält bei einem kleinen Hotel. Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und legt als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen. Der Eigentümer gibt ihm einige Schlüssel.
1. Der Hotelier lief mit dem Geldschein sofort zum Metzger, um seine
Schulden zu begleichen.
2. Dieser klopfte umgehend beim Bäcker an die Türe, um ihm seine geliehenen 100 Euro zurückzugeben.
3. Der Mann staubte sich das Mehl von seiner Schürze und suchte den Niko auf, um seine offene Rechnung zu bezahlen.
4. Der Niko ging mit dem Geld zum Bauern, dem er noch den Betrag für das Korn des letzten Jahres schuldete.
5. Der Bauer spähte nach seiner Frau und steckte schnell das Geld ein, um beim Wirt seine längst ausstehende Zeche zu bezahlen und um sich gleich noch ein Bier zu gönnen.
6. Dieser beglich sofort seine Schuld bei einem Getränkelieferanten, der den Schein umgehend an einen Genossenschaftsanleger zurückzahlte.
7. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte.
8. Die Hure rennt zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den 100 Euro.
9. Diese wiederum suchte den Hotelier auf, bei dem sie für ihre Zimmerbuchungen mit 100 Euro in der Kreide stand.
Wenige Stunden später überlegte es sich der Gast anders und verließ das Hotel. Der Hotelier reichte ihm lächelnd den als Kaution hinterlegten 100-Euro-Schein zurück. Somit tilgten neun Menschen innerhalb weniger Stunden ihre Schulden und konnten vergnügt in die neue Woche starten.
Es
geht noch besser. In all den kursierenden Varianten geht es immer nur um das Begleichen von Schulden und niemand hat den Mut, diese Geschichte einfach mal konsequent weiter zu führen, etwa
so:
Der Tourist lässt sich noch Zeit und somit hat der Hotelier Gelegenheit, beim Metzger für 100,-Euro Fleisch und Wurstwaren zu kaufen. Dieser holt sich daraufhin vom Bauern ein schlachtreifes Tier
für 100,-Euro. Das ist zufällig genau der Betrag für dringend benötigtes Saatgut vom Genossenschaftslager. Dessen Betreiber kann sich für die 100,-Euro endlich sein lang ersehntes Bierfass vom
Kneipenwirt gönnen, welcher nun die Liebesdienste ohne Zugeständnisse in Anspruch nehmen kann. Und ein im Voraus bezahltes Zimmer ist für eine Geschäftsbeziehung sicherlich auch von
Vorteil.
Wenn der Gast jetzt geht, hat er schon ein wenig Wohlstand hinterlassen, kaum auszudenken, was passiert wäre, hätte er sich noch mehr Zeit gelassen.